27. September 2022

Das passende Schmerzmittel

Das passende Schmerzmittel

Welche Schmerzmittel sind für welchen Schmerz geeignet? Worauf muss geachtet werden? Erfahren Sie mehr im Interview mit Anne Theisen, Apothekerin.

Wenn der Kopf brummt oder sich Kreuzschmerzen bemerkbar machen, greifen viele zum erstbesten Schmerzmittel. Doch aufgepasst: Schmerzmittel ist nicht gleich Schmerzmittel. Worin die Unterschiede liegen und weshalb Schmerzmittel am besten vor dem Essen eingenommen werden, erklärt Anne Theisen, Apothekerin.

Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol: Welches Schmerzmittel geht in der Apotheke am häufigsten über die Theke?

Unser meistverkauftes Schmerzmittel ist Paracetamol. Es ist gut verträglich, kombinierbar mit anderen Medikamenten und günstig. Weitere beliebte Schmerzmittel sind Ibuprofen und Diclofenac. Das Angebot an verschiedenen Schmerzwirkstoffen sowie an Original- und  Generikapräparaten ist gross. Das WHO-Stufenschema teilt Schmerzmittel in drei Gruppen ein. Die nicht opioiden Schmerzmittel der Stufe 1 sind mehrheitlich rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Alle anderen sind verschreibungspflichtig.

Wie wirken die genannten Schmerzmittel?

Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend. Es gehört nicht zur Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). NSAR sind Medikamente, die schmerzlindernd, fiebersenkend sowie entzündungshemmend wirken. Ibuprofen und Diclofenac sind deswegen beispielsweise besser geeignet bei Halsschmerzen, Ohrenschmerzen oder Gelenkschmerzen als Paracetamol. Acetylsalicylsäure gehört ebenfalls zu den NSAR. Entgegen der weitläufigen Meinung kann dieses Medikament jedoch nicht zur prophylaktischen Blutverdünnung bei Flügen eingenommen werden. Dazu wäre eine Spritze notwendig.

Für wen eignet sich Paracetamol besser?

Bei leichten bis mittelstarken Schmerzen ist Paracetamol gut wirksam und birgt nur ein geringes Risiko für Neben- oder Wechselwirkungen. Es ist schonender für den Magen als NSAR und kann teilweise nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt auch in der Schwangerschaft einge-setzt werden. Paracetamol ist das bevorzugte Schmerzmittel für Menschen mit Asthma, erhöhtem Blutungsrisiko oder Herz-Kreislauf-Problemen.

Wie schnell wirken die Schmerzmittel in der Regel?

Je nach Schmerzmittel und Darreichungsform tritt die Wirkung unterschiedlich schnell ein. Tabletten müssen sich zuerst im Magen auflösen, werden anschliessend aus dem Darm resorbiert, in der Leber metabolisiert und gelangen dann in den Blutkreislauf. Es dauert deshalb meist 30 bis 60 Minuten, bis Tabletten wirken. Bei flüssigen Formen wie Sirup und Tropfen oder bei Granulat und Schmelztabletten wird ein Teil des Wirkstoffs bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen. Die Wirkung tritt nach 10 bis 15 Minuten ein und hält in der Regel 4 bis 6 Stunden an.

Was empfiehlt sich für Kinder, die Tabletten nicht schlucken möchten oder können?

Für Kleinkinder gibt es Schmerzmittel in Form von Sirup,Tropfen oder Zäpfchen. Bei Schulkindern kann man zu Brause- oder Lutschtabletten wechseln. Die Dosierung wird nach Körpergewicht berechnet.

Sollen Schmerzmittel vor oder nach dem Essen eingenommen werden?

Der empfohlene Zeitpunkt der Einnahme ist bei jedem Wirkstoff anders. Die Einnahme vor dem Essen, auf nüchternen Magen, bewirkt eine schnellere Aufnahme und einen rascheren Wirkungseintritt. Wird eine Tablette nach einem üppigen Essen eingenommen, wird der  Wirkstoff nicht so schnell und teilweise nicht komplett aus dem Darm aufgenommen. Bei Ibuprofen wird beispielsweise die Einnahme nach dem Essen empfohlen. Vor allem bei Personen mit einem empfindlichen Magen ist die Verträglichkeit dadurch besser. Der Wirkungseintritt kann etwas verzögert sein, dafür treten weniger Nebenwirkungen auf.

Wie wichtig ist Alkoholverzicht bei der Einnahme von Schmerzmitteln tatsächlich?

Alkohol kann Arzneimittelwirkungen beeinflussen und Nebenwirkungen verstärken. Er reizt den Magen zusätzlich und wird wie viele Medikamente über die Leber metabolisiert. Eine Alkoholpause während der Einnahme von Medikamenten ist immer empfehlenswert. Paracetamol wird zum Beispiel hauptsächlich über die Leber abgebaut und ist deshalb bei Katerkopfschmerzen nicht geeignet, da es einen zusätzlichen Stressfaktor für die Leber darstellt. In hohen Dosen ist Paracetamol, genau wie Alkohol, schädlich für die Leber.

Wird generell zu schnell zum Schmerzmittel gegriffen?

Das ist sehr individuell und von der Art des Schmerzes abhängig. Häufig ist das Schmerzmittel aber leider die einfachste und schnellste Lösung. Es wäre wichtig, die Ursache der Schmerzen herauszufinden und den Fokus auf die Prävention zu legen. Kopfschmerzen sind beispiels-weise häufig eine Folge von Stress, Verkrampfungen, schlechter Körperhaltung, zu langem Arbeiten am Computer oder zu geringer Flüssigkeitszufuhr. In diesen Fällen sollte man den Ursachen durch die Anpassung des Lebensstils entgegenwirken (Sport, ausgewogene Work-Life-Balance, regelmässiges Bewegen in der Natur etc.).

Wir beraten Sie gerne

In der Selbstmedikation sollten Schmerzmittel nicht länger als drei Tage eingenommen werden. Halten die Schmerzen an, suchen Sie bitte eine Ärztin oder einen Arzt auf.

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